Samstag, 16. Juni 2012

wake up and live...

Ich sitze da und höre Musik, versuche einfach den ganzen Tag und mein Leben zu vergessen.

Spiele mit dem Gedanken aufzustehen, einen Schritt vorzutreten und zu springen. 

weg von dieser Welt und meinen Problemen. Lange genug habe ich das durchgestanden. Irgendwann hat selbst die stärkste Person keine Kraft mehr und das Mitleid der anderen macht die Situation nicht gerade erfreulicher. Alle wie sie immer gucken. Ich merke doch, wie sie mich förmlich mit ihrer Freundlichkeit und Verständnis überhäufen wollen, dass ich ja keine Dummheiten mache. Aber eigentlich erzeugen sie damit genau das Gegenteil. Ich brauche keine Ratschläge was ich verändern könnte, weil das eh nicht funktioniert. Wie viel habe ich schon Ausprobiert und doch ist es nicht zum gewünschten Ziel gekommen, stattdessen wird es immer schlimmer. Immer weiter rutsche ich in dieses Gefühl hinein. Es ist ein Gefühl von Hilflosigkeit und Angst.      
Und zwar davor wieder so eine Begegnung zu erfahren. So eine Begegnung wie sie heute war. Es war vor genau 10 Stunden…



Ich wartete darauf, dass mein Bus kommen würde und hörte dabei Musik. Meine Gedanken kreisten um alle möglichen Dinge, ob ich noch pünktlich zum Treffpunkt kommen könnte, ob ich „ihn“ wiedersehen würde und ob davor wieder dieses Gefühl komme würde. Es waren Dinge die verdammt unwichtig klingen, aber für mich waren sie wichtig. Minute um Minute verstrich und meine Hoffnung wurde immer größer, dass ich „ihn“ nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Das nächste Lied kam aus meinem Handy und mir wurde schlecht und ich wurde nervös. Verwundert blickte ich auf, weil ich die Vermutung hatte, dass es wieder einmal dieses Gefühl ist, welches mich seit Wochen quält, bevor ich ihn sehe. Es mag komisch klingen, aber ich bemerke, wenn er in meine Nähe kommt und auch diesmal war es so. Kaum hatte ich dieses Gefühl bemerkt, bog ein Bus um die Ecke und „Er“ stieg aus. Mich traf der Schlag und ich hielt das alles nicht für möglich. Die ganzen anderen Male dachte ich, dass ich mir alles nur einbilden würde, doch dies war der eindeutige Beweis. Ich bildete mir nichts ein, weil ich den Bus werde gesehen, gehört oder gespürt habe und nicht wusste, dass er kommt. Nur klingt das alles ziemlich krank und ich bin dabei mich selbst für verrückt zu erklären. In dem Moment, als mir klar wurde, dass ich mir das die letzten Tage nicht eingebildet hatte, wurde mir noch schlechter, als mir ohnehin schon war. Ich hatte nur keine große Zeit darüber nachzudenken, weil „Er“ an der gegenüberliegenden Straßenseite lief. Das alles war nicht normal. Mich durchliefen in diesem Moment so viele Gefühle. Ich fühlte, wie mein Herz mir bis zum Hals schlug, ich anfing leicht zu zittern, mir abwechselnd kalt und warm wurde und ich etwas spürte was ich vermisst hatte. Ich spürte etwas vertrautes, als wäre es nie weg gewesen. Doch leider hielt dies nicht lange an. Mit jedem Schritt entfernte er sich mehr von mir und dann war nur noch die alte und bekannte Leere, die ich so hasste. Mir stiegen Tränen in die Augen, warum auch immer. Bei allen andere Begegnungen wurde mir nur schlecht, aber bei dieser weinte und zitterte ich hauptsächlich. 
Alles wirkte so unwirklich und verrückt. Man kann nicht spüren, wenn man gleich eine Begegnung haben wird, dass ist einfach nur krank. Doch bevor ich noch weiter drüber nachdenken konnte, kam mein Bus und ich stieg ein. Die Gebäude und Straßenkreuzungen schossen so schnell vorbei und ich konzentrierte mich nur noch darauf, damit ich diese Bilder streichen konnte. Bilder, die mich an eine Zeit erinnerten aus der ich eigentlich schon lange herausgekommen war. Als ich bei meinen Freunden ankam, zitterte ich immer noch etwas und war verstört. Den ganzen Tag saß ich nur neben ihnen und war mit den Gedanken ganz wo anders. Oft fragten sie mich, was denn los sei, doch ich antwortete immer nur, dass alles okay und ich nur wieder abgelenkt sei. Stunde um Stunde verstrich und es wurde immer dunkler. Die anderen wollten noch in eine Disco, doch darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Stattdessen verabschiedete ich mich und ging zu meinem Lieblingsplatz. Ein Platz an dem Leben und Tod so nah aneinander sind. Man braucht nur einen Schritt nach vorne machen und ist weg. Weg vom Leben und der Welt. Ich hatte noch nie eine wirkliche Ahnung, wieso mir dieser Platz bzw. dieses Hochhaus so wichtig war. Es war mir schon immer wichtig, seit der ersten Minute. Und nun sitze ich schon einige Zeit hier oben, meine Musik läuft immer noch und die Sonne geht langsam auf. Wie ich es genieße, wenn ich diese Erscheinung betrachten kann. Schon oft hatte ich den Gedanken mich in diesem Moment, wo sie aufgeht von dem Hochhaus zu stürzen, doch nie habe ich dies wirklich durchgesetzt. 
Plötzlich habe ich den Drang dazu aufzustehen und zu schauen, wie weit es da hinuntergehen mag. Ich habe dies noch nie getan und langsam wirde es Zeit. Ich steh also auf und trete ein Stück vor. Betrachte, wie die ersten Autos an der Kreuzung stehen und das Sonnenlicht langsam den neuen Tag einleitet.
Wieder bekomme ich die Bilder des gestrigen Tages in den Kopf und habe nur noch einen Gedanke: „Beende dein Leben! Die anderen werden es ohne dich schaffen. Irgendwann werden sie sich vergessen und ihr Leben weiterführen können.“ Auf einmal laufen mir lauter Tränen die Wangen hinunter. So habe ich noch nie geweint und werde es vermutlich auch nie mehr tun. Ich weiß genau, dass, wenn jetzt niemand kommt und mich rettet, ich springen werde. Wie durch Milchglas blicke ich noch einmal in den Abgrund hinunter und nehme mir vor zu springen, wenn das nächste Lied beginnt. 
Gespannt warte ich bis es beginnt und schon höre ich die letzten Takte des Liedes, welches ich gerade gehört habe. Gleich wird es vorbei sein und alles wird sich in Luft auflösen, mein ganzes Leben wird dann Vergangenheit sein und alle werden immer weniger von mir reden. Doch das stört mich nicht, denn ich habe es noch nie gemocht zu leben. Immer dachte ich mir, dass ich nicht dafür bestimmt bin zu leben. Ich war schon immer unglücklich und hatte nur eine Fassade, welche zeigen sollte, dass ich glücklich bin.
Das nächste Lied begann und ohne noch einen Laut von mir zu geben, springe ich. Als ich in der Luft bin kommt mir noch der Gedanken, dass es vielleicht die falsche Entscheidung war, doch es ist zu spät. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich werde an einem Donnerstagmorgen sterben. Die Sonne geht gerade auf und die ersten Leute fahren zur Arbeit. Wahrscheinlich werden sich meine Freunde in ein paar Stunden für die Schule fertig machen, doch diesmal wird es ein Morgen ohne mich sein.
Wenn sie in der Schule sind, wird sie vielleicht schon die Nachricht erreichen, dass ich mich umgebracht habe. Alle werden sich fragen was nur mit mir los war und sich womöglich die Schuld dafür geben. 
Doch keiner wird wissen wieso ich es wirklich getan habe oder die Gründe dafür jemals verstehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deinen Kommentar.♥